Die Schlacht bei Sedan (1909)
Fritz Gansberg (in: Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder - ein Lesebuch für Schule und Haus . Leipzig / Berlin 1909)
Aber wo war der Krieg? Weit weg von hier, und sie mußten erst mit der Eisenbahn dahin fahren. 0, wie lang war der Zug, und die Soldaten standen alle an den Fenstern und winkten mit den Taschentüchern, und die Musik spielte: Muß i denn, muß i denn zum Städtlein hinaus. Als es Abend wurde, fuhr der Zug über ein großes Wasser, das von der Sonne spiegelblank beschienen wurde. Seht ihr, sagte einer von den Soldaten, das ist der Rhein, nur noch ein kleines Stück, und dann hört Deutschland auf, und Frankreich fängt an, und dann fängt auch der Krieg an. Richtig, der Zug hielt an, und die Soldaten mußten aussteigen.
Sind alle da? sagte der General mit leiser Stimme; na denn los! Und sie marschierten in einen tiefen, schwarzen Wald hinein, der so dunkel war, daß niemand sie finden konnte. Halt, hier wollen wir bleiben, sagte der General, nun eßt euer Butterbrot, und dann legt euch den Tornister unter den Kopf und schlaft, was ihr könnt, morgen wird´s ein schlimmer Tag. – Dürfen wir uns nicht ein Feuer anmachen? es ist so kalt. – Seid ihr verrückt? sagte der General; sollen vielleicht die Franzosen in der Nacht von dem hellen Schein angelockt werden und euch alle umbringen? Daraus wird nichts. Aber hier mal einer her, der noch nicht müde ist. So, mein Sohn, du stellst dich draußen vor den Wald und siehst immer nach Frankreich hinein, und wenn dort etwas im Gebüsch rumkriecht, dann schießt du dein Gewehr ab, und wir springen alle auf und helfen dir.
Richtig, es war schon gegen Morgen und ein wenig hell, da donnerte ein Schuß durch den Wald. Aufstehn! aufstehn, die Franzosen kommen! 1 2 3 waren alle fertig, denn sie hatten ja ihr Zeug anbehalten, steckten schnell ein Paket langer Eisenkugeln ins Gewehr und liefen über Stock und Stein nach Frankreich hinein. Richtig, da waren sie, lauter rote Punkte weit drüben auf der andern Seite. Das waren die Franzosen mit den roten Hosen. Und kommandierte der General: Marsch marsch! und das bedeutet so viel wie: Lauf was du kannst! Hui, da sprangen die Deutschen aus dem Walde auf die große Wiese hinauf, immer mehr, immer mehr, eine ganze lange Linie. Die Franzosen waren einen Augenblick ganz steif vor Schreck, aber dann steckten sie Kugeln ins Gewehr, zielten auf die Deutschen und schössen los. Aber der General hatte gut aufgepaßt, und gerade wie die Franzosen losschießen wollten, kommandierte er mit lauter Stimme: Hinlegen! Bums, fielen alle Deutschen auf die Erde und lagen platt und still im Gras, denn so hatten sie sich das eingeübt.
Lied-Geschichte: Heil dir im Siegerkranz
Volksmusik: Kriegserziehung im Kaiserreich
Liederzeit: 1871-1918: Deutsches Kaiserreich
Schlagwort: Eisenbahn • Sedantag
Ort: Berlin, Leipzig, Rhein, Sedan
Siehe dazu auch:
- 50. Geburtstag des Kaisers (1909) ()
- Allerhöchste Ordre für Schulpolitik (1890) ()
- Als die Trommel klang Tal und Feld entlang (Kriegspropaganda)
- An die deutschen Kinder (1891) (Pädagogische Kinderlieder)
- Anweisung für Schulfeiern Kaiserreich (1888) ()
- Auf auf ihr munteren Kameraden (Kinderlieder)
- Auf denn zum heiligen Krieg (1916) (Kriegslieder)
- Aufruf zur Gründung von Kriegsschulmuseen (1915) ()
- Aus einer Schulfibel (1908) (Kinderreime)
- Aus Haus und Hof sind wir hinausmarschieret (Kriegslieder)
- Berliner Jungen ()
- Besonders schöne deutsche Innigkeit (1915) ()