Die Schlacht bei Sedan (1909)

Fritz Gansberg (in: Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder - ein Lesebuch für Schule und Haus . Leipzig / Berlin 1909)

Die Franzosen aber dachten, die Deutschen wären alle totgeschossen, und stellten schon ihre Gewehre auf die Erde und ruhten sich wieder vom Kriege aus. Aber nun kommandierte der General wieder: Aufstehn! und: Marsch, marsch! Hui, da wurden die Toten wieder lebendig und rannten wieder, was sie konnten, über die Wiese dahin. Und die Franzosen vergaßen wieder das Schießen und ließen die Deutschen noch viel dichter herankommen. Ehe sie aber die Gewehre an die Backe halten konnten, hatten sich die Deutschen schon alle wieder hingeworfen. So, sagte der General, nun kommt das letzte Mal! Und wieder sprangen die Deutschen auf und rannten, was sie konnten. Aber diesmal warfen sie sich nicht wieder hin, sondern sie gingen ganz rasch, 1 2 1 2 1 2, und ihre Gewehre blitzten, denn sie hatten ihre Säbel oben hinaufgesteckt, nun konnten sie schießen und stechen zu gleicher Zeit.

Und dann fing auf einmal die Musik an zu spielen, daß es nur so donnerte, und die Soldaten schrien mit lauter Stimme: Hurra, hurra, hurra! Da kriegten die Franzosen einen gewaltigen Schreck. Ergeben! schrien die Deutschen und jeder packte einen Franzosen an der Brust; ergeben oder ich schieß dich tot. Da bettelten die Franzosen: Gnade, Gnade! und warfen ihre Gewehre auf die Erde und ließen sich gefangennehmen. Einige aber, und dabei war auch der Kaiser Napoleon von den Franzosen, die liefen was sie konnten davon, immer weiter nach Frankreich hinein. Doch was war denn das? Auf einma1 sprangen ihnen auch von der andern Seite die Deutschen entgegen und schrien: Halt, wo wollt ihr hin? Und nun waren die Franzosen alle gefangen, auch der Kaiser Napoleon, und mußten mit nach Deutschland hinein.

Kaiser Wilhelm aber, der von weitem gestanden und sich alles mit angesehn hatte, kam heran, schüttelte dem General die Hand, dankte ihm vielmals und steckte ihm einen blanken Orden an die Brust. Nun zogen sie alle wieder nach Deutschland hinein. Als sie aber an das große Wasser kamen, da war die Brücke vollgestopft von Menschen, und Kränze hingen zwischen den Laternen, und mitten über der Brücke hing ein großes Schild, darauf stand: Willkommen! Und die Leute riefen hurra und legten den Soldaten kleine Kränze auf den Helm und die Musik spielte: Heil dir im Siegerkranz. Und dann gingen sie alle wieder nach Haus und ruhten vom Kriege aus.

in: Fritz Gansberg : Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder – ein Lesebuch für Schule und Haus . Leipzig / Berlin 1909

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