Kriegslieder: Das Lied als Schwert – 1916 –
Zu Mantua in Banden
Ob wohl jemand in Österreich die Bundesgenossenschaft von „Zu Mantua in Banden“ hätte missen mögen, als der Verrat Italiens die Tiroler zum Schutze ihrer Berge aufrief? Ich möchte das Lied nicht einmal aus unserer Rüstung streichen. Wie die Dinge aber in diesem Einzelfall liegen, liegen sie bei jedem wertvollen Lied der gleichen Gattung.
„Kein schön´rer Tod ist in der Welt, als wer auf grüner Heide fällt.“
Das Lied trägt uns wie ein Wind, der durch alle Zeiten weht, die Stimmung der Landsknechte zu. Wir kennen sie, wenn ihre Seele in der Ahnung des Todes traurig ist. Wir spüren ihre Manneslust am heißen Waffentanz. Wir hören ihren Gesang aus rauhen Kehlen am Lagerfeuer. Wir wissen, daß sie den Becher lieben und einer drallen Dirne nicht aus dem Wege gehen. Von einem alten Landsknecht zu einem modernen Kämpfer der allgemeinen Wehrpflicht ist allerdings ein weiter Weg, beide aber werden durch den Krieg und durch die Stimmungen des Krieges verbunden. Und nun erst die nahezu religiösen Lieder unserer Kämpfer im Befreiungskriege vor hundert Jahren!
Sie haben die Not und den Adel des Krieges in unserem Volke lebendig erhalten wie die kaum etwas anderes. Man darf allgemein sagen: es gibt keine Stimmung des Krieges, die das deutsche Lied nicht im deutschen Volk fortgepflanzt hätte.
Mitten im Frieden durchgraute uns der Tod; mitten im Frieden durchglühte uns der heilige Kampf; mitten im Frieden wurden die Stimmungen der kommenden großen Stunde vorgeahnt und durchdacht. Wenn das aber der Fall ist: ist das Lied dann nicht ein guter Vorbereiter und Wegebahner gewesen? Hat es nicht wie ein Salz gewirkt, daß die Fäulnis aufhebt? Hat es nicht viel zu dem mächtigen Siegesfaktor beigetragen, den der große seelische Aufschwung bei Ausbruch des Krieges darstellte?
Und ist es dann nicht ein Schwert gewesen? Ein Schwert in des Wortes eisernster Bedeutung? Eine Waffe, die den Feind mit grimmiger Wucht aufs Haupt trifft? Es hat die Seele frisch und kriegsfähig erhalten. Und soll nicht von der Seele der Impuls ausgehen, der die Muskeln spannt und die harten Tage auf sich nimmt? Wir dürfen die einfachsten unter unseren Feldgrauen fragen – sie werden zu Hunderten bezeugen, daß das Lied ihnen vorher und an der Front eine gute Wehr und Waffen gewesen ist.
in. Die Stimme – Zentralblatt für Stimm- und Tonbildung , Gesangunterricht und Stimmhygiene , Jg. 1915 / 1916, H. 9 , S. 255 f.
Volksmusik: Kriegserziehung im Kaiserreich
Liederzeit: 1914-1918 Erster Weltkrieg
Ort: Österreich, Tirol
Siehe dazu auch:
- 50. Geburtstag des Kaisers (1909) ()
- Allerhöchste Ordre für Schulpolitik (1890) ()
- Als die Trommel klang Tal und Feld entlang (Kriegspropaganda)
- An die deutschen Kinder (1891) (Pädagogische Kinderlieder)
- Anweisung für Schulfeiern Kaiserreich (1888) ()
- Auf auf ihr munteren Kameraden (Kinderlieder)
- Auf denn zum heiligen Krieg (1916) (Kriegslieder)
- Aufruf zur Gründung von Kriegsschulmuseen (1915) ()
- Aus einer Schulfibel (1908) (Kinderreime)
- Aus Haus und Hof sind wir hinausmarschieret (Kriegslieder)
- Berliner Jungen ()
- Besonders schöne deutsche Innigkeit (1915) ()