Julius Otto: Das treue deutsche Herz
Ehrenkranz für einen Liedertafel-Vater
Mit Eifer widmete Otto sich zugleich dem Studium der Philosophie und Geschichte; namentlich Prof. Wendt, selbst ein großer Verehrer und Kenner der classischen Tonmeister, belebte und förderte auf’s Eifrigste die Schöpfungskraft des vielseitig begabten Jünglings. In diese Zeit fällt die erste Veröffentlichung eines Trio für Piano, Violine und Violoncello in Es, einer vierhändigen Sonate, von Variationen für Clavier (alle bei Hofmeister in Leipzig erschienen), von drei Liedern für Sopran (bei Breitkopf und Härtel) und einer Ballade: Der Brautkuß (im eigenen Verlage).
Von 1825 an finden wir unsern Julius Otto wieder in Dresden, und zwar bald als angestellten Lehrer für Clavier und Gesang an dem berühmten Blochmann’schen Erziehungsinstitute. In richtiger Würdigung seiner Befähigung ward Otto schon im Jahre 1828 vom Dresdener Stadtrathe anfangs interimistisch und Ostern 1830 definitiv zum Cantor und Musikdirector der Dresdener drei evangelischen Hauptkirchen berufen, welche Stelle er volle fünfundvierzig Jahre bekleidete. Wie hohe Verdienste er sich um die von ihm geleitete Kirchenmusik und den Gesang der Kreuzschüler erworben, dafür zeugen seine Gemeinde und seine Schüler zu Hunderten.
In diesem langen Zeitraume schuf Otto neben seiner anstrengenden amtlichen Thätigkeit eine Fülle der trefflichsten Compositionen, deren vollständige Aufzählung den uns hier gegönnten Raum weit überschreiten würde. Sein Name ward bald weit und breit genannt und bekannt, seine Schöpfungen im Gebiete des Männergesanges flogen über Länder und Meere, und wo irgend in fernsten Erdtheilen deutsche Männer aufeinander trafen, da fanden und verbanden sie sich in den echt deutschen Harmonien von Julius Otto’s volkstümlichen Gesängen. Das in den „Gesellenfahrten“ (Dichtung seines früh verstorbenen Sohnes Julius) enthaltene Lied „Das treue deutsche Herz“ zählt nicht ohnerachtet, sondern vielleicht gerade um seines deutschsentimentalen Grundzuges willen zu den populärsten deutschen Volksgesängen.
Von seinen Compositionen für Männergesang mit Orchester fanden die weiteste Verbreitung seine Cyklen mit verbindender Deklamation: „Der Sängersaal“ (Gedicht von Marlow), „Burschenfahrten“, die schon erwähnten „Gesellenfahrten“, „Soldatenleben“ und „Spinnabend“ (sämmtlich Dichtungen seines Sohnes Julius) und der melodienreiche „Liedertafel-Jahrestag“ (Dichtung von Fr. Hofmann), welchen aus Otto’s Feder eine köstliche „Tischrede“ schmückt. Ebenfalls viel gesungen wurden „Im Walde“ (von Gärtner), „Am Meeresstrande“ (von Klopsch), „Das Märchen vom Faß“ (von Waldow), sowie die humoristisch-satirischen Opern „Die Mordgrundbruck“, „Die Liedertafel in China“, „In Schilda“, „Nach Nürnberg“.
Volksmusik: Biographien