Der englische Nationalgesang
Franz Magnus Böhme (in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, S. 538ff)
Mistress Tibber sang sie durch ihren Bruder Dr. Arne (Komponist des Rule Britannia) für Orchester instrumentiert, zuerst wieder 1745 im Drurilane Theater nach der unglücklichen Unternehmung des Prätendenten von Schottland. Sie wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen und blieb seitdem englisches Volkslied, das der loyale Engländer bei feierlicher Gelegenheit stehend mitsingt oder anhört.
John Bull, geboren in der Grafschaft Sommerset 1593, wurde nach eifrigen Studien Dr. der Musik in Oxford und bald darauf von der Königin Elisabeth zum Hoforganisten und Professor am Collegium Gresham ernannt. Zur Wiederherstellung seiner Gesundheit begab er sich auf Reisen, besuchte Deutschland und Frankreich, mußte aber auf Befehl seiner eifersüchtigen Königin wieder nach England in seine amtlichen Stellung zurückkehren. Später wurde er Organist des Königs Jakob I und soll das Lied „God save the King“ gemacht haben, als der König durch Entdeckung einer Pulververschwörung im November 1605 glücklich einer Lebensgefahr entgangen war. Dank und Anerkennung scheint er dafür in seinem Vaterlande nicht gefunden zu haben, denn er ging später wieder nach dem Festlande, kam 1617 nach Antwerpen, erhielt dort die Organistenstelle an der Kathedrale, leistete am 29 Dez 1617 seinen Amtseid und starb daselbst am 12 März 1628.
Auf schwachen Füßen steht der Beweis von Clark für seine Annahme, dennoch haben Männer von musikalischem Ruf, darunter W. Chapell (Popular Music of the Olden Time 1860), Fétis und auch Hoffmann von Fallersleben (Volksthümliche Lieder Nr 441) sie zu der ihrigen gemacht. Ihnen gegenüber steht Chrysander, der in seiner erschöpfenden Abhandlung im Jahrbuch für musikalische Wissenschaft I 1863 S 287 – 407: Henry Carey und der Ursprung des Königsgesanges „God save the King“ wohl auf immer die Zweifel beseitigt hat und nur für Carey stimmt. Ebenso Cunwirgs Musical Times 1878. Auch Erk hielt an der älteren Angabe fest, wie auch Friedländer Kommersbuch, S 156. In dem englischen „Dictionary of Music“ von Grove ist’s unentschieden gelassen, ob Carey oder John Bull der Komponist sei.
So viel ist gewiß, dass im Jahre 1745, als Dr Arne das Lied für das Drurylane Theater und Dr Barnedi es für den Convent Garden in Orchestermusik setzt, niemand den Komponisten kannte, ebensowenig den Dichter. In demselben Jahre wurde der Text zum ersten Male auf fliegenden Blättern und auch im Gentleman’s Magazine Oktoberheft 1745 gedruckt, in 3 Strophen wie oben unter B.
Lied-Geschichte: Heil dir im Siegerkranz
Schlagwort: John Bull
Ort: England