Der englische Nationalgesang
Franz Magnus Böhme (in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, S. 538ff)
Derselbe wird ein „loyal song“ für zwei Stimmen genannt und bemerkt, er sei auf beiden königlichen Theatern abgesungen worden. Bei verschiedenen Gelegenheiten hat man zu den 3 Strophen noch eine andere hinzugefügt. So wurde zu Ehren des Marschalls Mode nach Besiegung der schottischen Aufrührer 1745 eine Strophe und wieder im Jahre 1800, als von einem Unsinnigen im Drurylane-Theater nach dem König geschossen worden, eine neue Strophe von Sheridan hinzugedichtet.
Erst am Ende des 18 Jahrhunderts suchte der Sohn George Saville Carey zu erweisen, daß sein Vater Henry Carey der Dichter und Komponist des „God save the King“ sei. Er konnte freilich die Musik nicht urkundlich und mit dem Namen des Dichter-Komponisten vorlegen, sondern sich nur auf das Zeugnis eines älteren Freundes seines verstorbenen Vaters, nämlich des J. Christoph Schmidt (1795) berufen, das unten folgt. Auch in einer besonderen Schrift „The words of the most favourite Pieces compiled by Richard Clark“ 1814 wird es wahrscheinlich gemacht, dass Henry Carey der Verfasser des Königsgesanges sei. Diese Ansicht teilt auch W. Chappel in Nationalmusik 1840, aber beide englische Schriftsteller haben später ihre Ansicht aufgegeben und für John Bull gestimmt, wie wir oben lasen.
Dieser Henry Carey war der uneheliche Sohn Georges Saville, Marquis v Halifax, er lebte in London als Musiklehrer, talentvoller Dichter und Komponist von Cantaten und komischen Gesängen und Verfasser von Operntexten für andere Komponisten, bis er kaum 50 Jahre alt, in tiefster Armut aus Verzweiflung seinem Leben am 4. Oktober 1743 ein Ende machte. Er hinterließ eine Witwe mit 4 Kindern, aber auch einige ungedrucke Kompositionen, darunter das zu Anfang des Jahres 1744 in London von Simpson ohne des Verfassers Namen im Thesaurus Musicus gedruckte englische Nationallied.
Warum fehlt der Name auf dem ältesten Drucke? Chappel meint, der Verleger Simpson habe unrechtmäßiges Eigentum gedruckt und darum den Autor verschwiegen. Chrysander glaubt, weil Ch. Schmidt zu dem Liede den Baß gesetzt, sei das Manuskript umgeschrieben worden und darum der Name fortgeblieben. Auffallend bleibt, dass auch im Jahre 1745 bei wiederholter öffentlicher Aufführung, niemand den Namen des Dichters und Komponisten erfuhr.
Für die Verfasserschaft durch Carey sprechen aber folgende vollwichtige Zeugnisse: Dr med Hartington, seiner Zeit ein ausgezeichneter Koncertsänger, namentlich in Händelschen Oratorien, in Bath wohnend und Hausarzt des damals hochbejahrten Joh. Christoph Schmidt, schrieb auf Befragen folgendes am 13 Juni 1775 an George Saville Carey:
Lied-Geschichte: Heil dir im Siegerkranz
Schlagwort: John Bull
Ort: England