Der englische Nationalgesang

Franz Magnus Böhme (in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, S. 538ff)

Werther Herr ! Die Nachricht, deren Sie erwähnen, nämlich dass Ihr Vater der Verfasser und Komponist der Worte und Musik von „God save great George our King“ sei, ist gewiß richtig. Jener höchst achtenswerte Mann, Herr Schmidt, mein würdiger Freund und Patient, hat mir oft erzählt, was folgt, nämlich dass Ihr Vater mit den Worten und der Musik zu ihm kam und ihn bat, den Baß von welchem Hr Schmidt ihm sagte, dass er nicht ganz passend sei, zu Korrigieren und auf Ersuchen Ihres Vaters schrieb er einen andern Baß in korrekter Harmonie. Herr Schmidt, welchem ich Ihren Brief heute am 13 Juni vorlas, wiederholte das Gesagte. Sein vorgerücktes Alter und augenblickliche Schwäche machen ihn zum Schreiben unfähig, aber auf seine Autorität hin stehe ich für die Wahrheit. Sollte diese Nachricht im geringsten vorteilhaft für Sie ausschlagen, so würde es die aufrichtigste Genugtuung und Freude gewähren Ihrem … W Hartington

PS: Mein Verlangen ließ mich oft nach dem Autor fragen, bevor Herr Schmidt mir obiges erzählte und ich war oft falsch berichtet, Herr Schmidt meint verstanden zu haben, Ihr Vater wolle diesen Gesang als Teil einer Geburtstagsode oder etwas der ähnlichen verwenden, wie dem nun sein mag, kein gekrönter Hofpoet noch Komponist hat die Welt mit einer Produktion beschenkt, welche mehr huldigend oder allgemeiner eingänglich wäre.“

Brief bei Chrysander, Jahrbuch für musitalische Wissenschaft I S 374, dort auch das englische Original des Briefes. Eine gerichtliche Zeugenaussage kann nicht bündiger sein als die hier gegebene und man muss den grundzuverlässigen Charakter von Schmidt kennen und von seiner genauen vertrauten Bekanntschaft mit Carey wissen, um die Unmöglichkeit eines Irrtums einzusehen, setzt Chrysander hinzu. In einem Berichte über Schmidts Leben „Anectodes of Handel and Smith“ p 43 lesen wir Henry Carey komponierte den populären Gesang „God save great George our King“ Aber obschon er viel Genie für Musik hatte, war er doch der Regeln der Komposition unkundig und  wandte sich an Schmidt, er möge die Arie mit einem Basse versehen.

Der Bericht ist von einem Verwandten Schmidts verfasst und mochte dieser wiederholt gesprächsweise sich so wie hier steht geäußert haben. Es ist ein zweites Zeugnis für Careys Verfasserschaft. Dass man Händel als Komponist des „God save the King“ nannte, war entweder Notenhändler-Reklame, um mit dem Namen des berühmten Meisters mehr Käufer für das Stück zu locken, oder aber es war Verwechslung, denn Händel hatte 1727 bei der Thronbesteigung des Königs Georg II ein Krönungsanthem auf folgende Bibelstelle komponiert: Zadok the Priest and Nathan the Prophet anointed Salomon King And all the people rejoiced and said God save the King long live the King may the King live for ever Amen Alleluja (Zadok der Priester und Nathan der Prophet salbten den König Salomon Und alles Volk frohlockte und sprach Gott schütze den König lang lebe der König mag der König leben auf ewig Amen Halleluja)

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