Der Nikolausabend  – Der heilige Nikolaus und der Knecht Ruprecht

In vielen Häusern geschah es, dass eine Person sich als Bischof verkleidete, mit zwei Ministranten, welche Kerzen in der Hand trugen, in die Wohnungen ging und die Kinder prüfte, dabei sprach der Verkleidete gewöhnlich die Worte:

Ich komme hereingetreten
Will sehen ob die Kinder fleißig beten
Ob sie brav und folgsam sind
Komm nur her mein liebes Kind

Nun mussten die Kinder der Reihe nach heran und die gewöhnlichen Gebete beten, dann etwas lesen und aufsagen was sie sonst wussten.

Wenn er fortgegangen war, hielten nun die Eltern ihre Kinder an, Tücher auszubreiten, damit der heilige Nikolaus etwas einbinden könne. Früh zeitlich sprangen die Kinder aus ihrem Bett, um zu sehen, was der heilige Nikolaus gebracht habe. O Freude, da gab’s Spielsachen, Esswaren und allerhand des Schönen, aber auch manches mal gab es Eines, das im Winkel stand und weinte, denn in seinem Tuche war eine großmächtige Rute, ein paar Steine oder Erdäpfel, die ihm der heilige Nikolaus gebracht hatte, weil es nicht folgen wollte und nicht beten konnte.

Wer ersieht nicht, wie sinnig und freundlich diese Szene war. Die Kinder freuten sich, und die Eltern hatten ein gutes Mittel, die Tugend und den Fleiß derselben durch Verheißung schöner Nikolausgaben anzuspornen. Zugleich ein schönes Haustheaterchen für den langen Winterabend. Wie dies ausgeartet ist, beweist der Mißbrauch, dass man die Kinder mit dem „Nikolo“ schreckt.

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