Einleitung: Demokratische Volkslieder

Wolfgang Steinitz (in: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Band I S. XIX - XLIV) - (Der große Steinitz))

„Ich rat euch, Brüder alle,
Folgt nicht der Trommel Ton!“

u. ä.. aufweisen. Viele von diesen 23 Fassungen sind in Erks Nachlaß enthalten und lagen somit Böhme vor, der sie bewußt weggelassen und durch die ganz seltene, ihm damals nur aus dem Taunus bekannte hurrapatriotische Form ersetzt hat (siehe genauer hier unter Nr. 168).

Diese und andere erstaunliche Feststellungen veranlaßten mich Anfang 1952 zu dem Plan einer Sammlung aller demokratischen deutschen Volkslieder, deren eingehende Untersuchung Aufgabe der damaligen Kommission, des heutigen Instituts für deutsche Volkskunde bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften sein sollte. Als ich diesen Plan faßte, hatte ich keine genügende Vorstellung von dem Umfang der damit verbundenen Sammel- und Forschungsarbeit. Zudem konnte ich mich nur von Zeit zu Zeit, und auch dann nicht ungestört, dieser Aufgabe widmen. Ein einwöchiger Studienaufenthalt im Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg i. Br. im Mai 1952 verschaffte mir die Möglichkeit, an Ort und Stelle einen Einblick in seine Schätze zu gewinnen.

Es zeigte sich bald, daß eine bloße Zusammenstellung und Publikation des gesammelten Materials nicht ausreichte. Viele, besonders ältere Lieder, forderten für ihr Verständnis einen Kommentar. Fiir viele Lieder lagen zahlreiche – bis über 100! – Fassungen vor.
Da es sowohl unmöglich wie auch nicht zweckentsprechend gewesen wäre, alle Fassungen zu bringen, mußte eine sorgfältige Auswahl erfolgen, wobei die besten, charakteristischsten und interessantesten und gleichzeitig die für die Geschichte des betreffenden Liedes wichtigsten Fassungen festgestellt werden mußten. Dabei erwies es sich nun, daß eine begründete Auswahl nur auf Grund einer, wenn auch nur provisorischen Untersuchung jedes dieser Lieder möglich war. Da es sich fast ausschließlich um von der bisherigen Forschung ganz vernachlässigte Lieder handelte, lagen kaum Vorarbeiten vor, was meine Arbeit sehr erschwerte. Ich habe im folgenden für viele Lieder Skizzen – manchmal recht umfangreicher Art, z. B. Nr. 4, 20, 91, 124, 130, 135, 137 – ihrer Geschichte gegeben. So sehr ich mir ihres provisorischen Charakters bewußt bin, hoffe ich doch, damit für die nunmehr beginnende eingehende Untersuchung dieses wichtigen Teils der deutschen Volkslieder eine wichtige Vorarbeit geleistet zu haben.

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