Erlebnisse von der Hausagitation
Eine Funktionärin unseres Verbandes (in: Der Textilarbeiter, Nummer 13, 1. 4. 1927)
Wir hatten hier leichtes Spiel, denn beide erklärten sich bereit, die rückständigen Beiträge nachzuzahlen und ihre Verpflichtungen gegenüber der Organisation fernerhin zu erfüllen. Wir unterhielten uns noch über verschiedenes und verabredeten, uns gemeinsam zum nächsten Frauenabend unserer Ortsgruppe wieder zu treffen.
Befriedigt über unseren bisherigen Erfolg gingen wir weiter. Wir hatten für das eine Haus vier Adressen von Arbeiterinnen, die auch im gleichen Betrieb beschäftigt waren. Wir sprachen zunächst bei einer vor und nachdem wir aus ihrem Verhalten herausgefunden hatten, daß wir es hier nicht mit einer, sondern mit einer ganzen Clique zu tun hatten, die sich gegen unsere Organisation verschworen hatte, so fragten wir an, ob es möglich sei, gleich eine gemeinsame Aussprache herbeizuführen, damit alles schneller geklärt werden könne.
Die Kollegin lud uns ein in die Stube zu kommen und holte die anderen herzu. Na, da bekamen wir ja allerhand zu hören. An allem Unheil war der Verband schuld. Wir ließen sie erst zum Wort kommen, und dann setzten wir mit unserer Erwiderung ein. Da gab es zunächst sehr vieles richtigzustellen und den Kolleginnen in kurzen Zügen die Rechte und die Pflichten unserer Mitglieder auseinanderzusetzen. –
Doch so leicht sollte es uns diesmal nicht werden. Es folgte Rede auf Gegenrede, bis wir auch hier schließlich zu einer Einigung kamen. Zwei waren zuerst bereit, die andern beiden zögerten noch. Noch etwas Mut und Zureden der beiden überzeugten Kolleginnen brachte uns zum Ziel. Sie traten alle vier wieder dem Verband bei, mit dem Versprechen, es sich zur Warnung dienen zu lassen und ihre Rechte nicht so leichtfertig wieder Preis zu geben.
Währenddessen war es Mittag geworden. Wir hatten aber noch eine ganze Anzahl der Säumigen aufzusuchen. Doch angespornt durch unseren bisherigen Erfolg setzten wir unsere Tour fort uns suchten noch alle auf, die uns zugeteilt waren.
Das Ergebnis an diesem Tage war, daß wir sechs Säumige zum Weiterzahlen der Verbandsbeiträge veranlaßt hatten und elf erneut für die Organisation gewonnen hatten. Befriedigt traten wir den Heimweg an. Beide beherrscht von dem Gedanken, bei der nächsten Hausagitation wieder mitzuwirken. –
In der Zusammenkunft unserer Arbeiterinnenkommission unterließ ich es nicht, auf die interessanten Erlebnisse beider Hausagitation hinzuweisen und die Kolleginnen anzuspornen, ebenfalls bei solchen Werbetagen mit tätig zu sein. Wird dies von allen organisierten Textilarbeiterinnen beherzigt, dann wird die Organisation ein Machtinstrument für alle Textilarbeiterinnen werden.
Volksmusik: Zeitgeschehen
Schlagwort: Gewerkschaft
Siehe dazu auch:
- Betrifft „Hamburger Swing-Kreise“ (Edelweißpiraten)
- Das Attentat des Bürgermeisters Tschech vom 26. Juli 1844 ()
- Der alte Gewerkschafter Xaver – Anekdote (Weberlieder)
- Der Ruhrkampf 1920 (Lieder der Maerzrevolution 1920)
- Die hessischen Söldner bei Schiller (Auswandererlieder)
- Die toten Bergleute in Hausdorf in Schlesien (Bergmannslieder)
- Die Wacht am Rhein (Ernst Toller, 1914) ()
- Ein Besuch in Barackia (Allgemein)
- Ein Fest für Robert Blum (1848) ()
- Ellis Island (Auswandererlieder)
- Fremde in Amerika (Auswandererlieder)
- Heckerlied ein Studentenlied – aus Heidelberg? (1962) ()