Es geht ein frischer Sommer daher

Der Wisbeckenton

Franz Magnus Böhme (in: Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 269) Anmerkungen)

Zuletzt ist es glcichgültig , woher der Name Wisbeckenton stammt , wenn wir nur die Musik davon haben, und diese besitzen wir in der Melodie: „Es geht ein frischer Sommer daher“.

Vor das Jahr 1504 geht die Bezeichnung Wisbeckenton nicht zurück, sie kommt erst zwischen 1519— 32 vor und etwas später (erst nach 1524) die andere: ,. Es geht ein frischer Sommer daher“. Das wirft einiges Licht auf Alter und Abstammung des Wisbeckentones.

Gödeke sagt: „Es muss ein Lied in fünfzeiliger Strophe auf diesen (Georg Wispeck) gegeben haben“, da später der Wisbeckenton vorkommt. Warum aber noch ein anderes Lied vermuten? Könnte nicht das Lied auf die Böhmerschlacht (1504) Anlass zu dieser Tonbezeichnung gegeben haben, da darin eben Georg Wispeck, der Feldhauptmann des Pfalzgrafen Ruprecht, besungen wird? Somit wären Wisbeckenton und Böhmer Schlachtweise identisch. Dcr Ton kann seinen Namen gewechselt haben und nach 1524 „Es geht ein frischer Sommer daher“ benannt worden sein. Demnach bezeichnen zuletzt alle 3 Tonangaben die gleiche Melodie.

Gegen diese Annahme ist nichts einzuwenden. Selbst das wäre kein Grund an der Gleichheit der Tonwcisen zu zweifeln, wenn von diesen Tonangabcn zwei neheneinander angeführt würden. Das geschieht nur einmal zum Liede bei Liliencron 441, wo es heißt „In des Wispeckenton, oder „Es get ein frischer summer“. Die zweite (überflüssige) Tonbezeichnung konnte den Zweck haben, dem Sänger zu Hilfe zu kommen, der die Melodie unter einem anderen Namen kennt.

Warum dieselbe Melodic auch „Schweizerton“ heißt, ist nicht ergründet, vcrmutlich aber doch nach einem historischen Liede der Schweizer, das mir nicht bekannt ist. Auffallend wird nun der fünfteilige Ton schon 1512 und 1513 zwei historischen Liedern (Liliencron 269, 270) vorangesetzt, die aber sechszeiliges Strophenmaß haben. (Letztere Form war durch Wiederholen der 4. Zeile leicht herzustellen.) Dürfen wir daraus folgern, dass der Schweizerton ursprünglich sechszeilig war und später durch Weglassen dcr Wiederholungszeile fünfzeilig gemacht wurde, dann hätten wir vor uns wahrscheinlich die Schweizermelodie zum Bruder Claus (wie wohl bin ich ein alter Greis) und der Name wäre erklärt. Ich zweiflc gar nicht, dass diese Schweizermelodie bald fünf- bald sechszeilig gebraucht wurde; das wäre ja nur ein Seitenstück zu der Wandlung zwischen „Lindenschmied“ und dcr Melodie „Kommt her zu mir“ etc

Franz Magnus Böhme
in: Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 269) Anmerkungen

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