Heckerlied ein Studentenlied – aus Heidelberg? (1962)

Wolfgang Steinitz (in: Der grosse Steinitz - Volkslieder demokratischen Charakters)

Gewiß, man wollte damals die Republik proklamieren und die Fürsten verjagen, aber „Fürstenblut muß fliessen“ und noch mit dem drastischen Zusatz „Knüppelhageldick (Knüppelknappeldick)“? Hat man in den 48er Jahren gerufen: „An den Darm der Pfaffen henkt den Edelmann“ oder „schmiert die Guillotine (die damals in Deutschland gar nicht gebraucht wurde) mit der Pfaffen Fett“?

Nein, dies alles, wie die übrigen Zusätze, sind Produkte fröhlicher, studentischer Stunden, in denen sich der Geist der Jugend krafthuberisch austoben mußte und die Jugend ihrer freiheitlichen Stimmung Ausdruck gab und sie zugleich ironisierte, Schöpfungen studentikoser, nicht ernst gemeinter und lustig wirkender Übertreibung (hierher auch der Gebrauch von drastisch und etwas gewöhnlich wirkenden Dialektformen in der Würzburger Fassung). . . . Von den Hochschulen aus ist es dann im Volk verbreitet, wie so viele unsrer Studentenlieder.“

Steinitz ergänzt: „Ich möchte dem hinzufügen, daß „33 Jahre“ ( Das Heckerlied) aller Wahrscheinlichkeit nach in studentischen Kreisen Südwestdeutschlands (Badens) entstanden ist, die anfänglich für die revolutionäre Bewegung von 1848/49 begeistert, nach ihrer Niederschlagung aber enttäuscht und leicht einer zynisch-spöttischen Behandlung der Ereignisse zugänglich waren.

AIs Grundlage des Liedes nahm man eben das sicher auch unter den Studenten beliebte Lied auf die mutigen Frankfurter Studenten, in dem die am Schluß stehenden Strophen: „Gebt uns eure roten Purpurmäntel her und besonders die Strophe „Wenn die Fürsten fragen“ mit „Er hängt an keinem Baume…nur an dem Traume“  direkt zur Ironisierung herausforderten. (Steinitz II , 1962)

„….in Studentenkreisen entstanden annehmen dürfen, da es hauptsächlich unter Studenten gesungen wurde….Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir Heidelberg, den Studienort Heckers, als Geburtsort des Liedes annehmen.“ (O. F. Scheuer: „Das Heckerlied“ in: Deutsche Hochschule. Zeitschrift des Burschenbunds-Convents , 16. Jg, 1917)

In der Weimarer Republik konnte das Heckerlied „ seinen früheren Charakter als „Spottlied gegen die Revolutionäre“ – nicht nur die 48er, sondern auch gegen die „Roten“ … beibehalten und als solches auch von ihren Gegnern verwandt werden.“ Interessanterweise wurde das „Heckerlied“  in linken Liederbüchern der Weimarer Republik als „Spottlied auf die 48er Revolutionäre“ aufgenommen : „Kampflieder“ , Berlin 1923 , „Rotfront“, 1925, “ Jugendliederbuch (1928)“

Siehe dazu auch:

Volksmusik nach Themen

Jazz in Deutschland - Kriegserziehung im Kaiserreich - Kriegslieder - Lied und Erster Weltkrieg - Linktipps - Neuigkeiten - Volkslied-Forschung - Verschiedenes - Volksliedbücher - Volkslieder - Volksmusik Praxis -