Mit besonderem Behagen wußte er noch als Greis ein auf sein Orgelspiel bezügliches Erlebniß zu erzählen, welches zwar erst seiner folgenden Lebensperiode angehört, aber gleich hier Erwähnung finden mag. Ein Ausflug führte den jungen Mann mit einigen Freunden nach Banz, der ehemaligen Benedictiner-Abtei in Baierns Oberfranken. Er stand auf der Terrasse und schwelgte in der wonnigen Aussicht in das weithinaus prangende Mainthal; er besuchte auch die prächtige Kirche und betrachtete vor Allem die berühmte Orgel mit höchstem Interesse. „Wenn sie in ihrer vollen Stärke,“ so lautet eine Beschreibung derselben, „mit der ganzen Fülle anhaltender Accorde erschallt, da erzittern die Betstühle, da erzittert des Hörers Brust von des Schalles erschütternder Kraft und der Macht der Töne; doch einschmeichelnde Melodien der die verschiedensten Stimmen nachahmenden Register besänftigten auch wieder den Sturm, welchen ein kecker und kräftiger Spieler mit diesen gewaltigen Tönen zu erheben vermag.“

Ein solcher kecker und kräftiger Spieler war aber unser Cotta. Er setzte sich zur Orgel und spielte in jugendlichem Uebermuth die schöne Schnoor’sche Melodie des schon damals in den akademischen Kreisen so beliebten Liedes der Freude: „Vom hoh’n Olymp herab etc.“ Aufmerksam hörte ein katholischer Geistlicher zu und bat, als Cotta geendet, mit vielem Lobe über sein wackeres Spiel, noch um ein zweites Lied. Rasch entschlossen begann er von Neuem, und mit hinreißender Gewalt brausten die Töne des Liedes, das einst vor nun dreihundert Jahren da drüben auf Veste Coburg entstanden, des energischen protestantischen Schlachtgesangs durch die Kirche der alten Benedictiner-Abtei. Tief erschüttert lauschten die Jugendfreunde und Reisegenossen, tief erschüttert war auch der katholische Geistliche.

„Wie heißt das Lied?“ fragte Letzterer, und als ihm Cotta bemerkte: „Es ist ja das Lied, das Ihr das Ketzerlied nennt, das Lied unseres Luther: Ein’ feste Burg,“ klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: „Was, Ketzerlied?! nicht Ketzerlied’, ein schönes, kräftig Lied!“

In die Studienzeit Cotta’s fiel jene große, ewig denkwürdige Bewegung in der deutschen Universitätsjugend, welche nicht nur eine durchgreifende Reform des akademischen Lebens erstrebte und schuf, sondern zugleich und vor Allem das deutsche Nationalbewußtsein bewahrte, den deutschen Einheitsgedanken festhielt, pflegte und vorbereitete und so zum Ausgangspunkte der ganzen nationalen Bewegung Deutschlands geworden ist.

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