„Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel sieh darein
Und gieb uns echten deutschen Muth,
Daß wir es lieben treu und gut!“

und wie schlug dem jungen Cotta, dem Mitgründer der Burschenschaft, das Herz bei diesem Gesange, bei dieser Wirkung seines Liedes!

Rasch ging das Lied von Mund zu Mund und wurde bald auch in nichtakademischen Kreisen mit Enthusiasmus gesungen. Im Jahre 1817 zogen mit eben diesem Liede die Jenenser zum Wartburgsfest in Eisenach ein. Aber Cotta war nicht mehr darunter. Schon im Jahre 1816, ein erst zweiundzwanzigjähriger Jüngling, wurde er in Anerkennung seines reinen, edeln Sinnes, seiner hohen, wissenschaftlichen Bildung und seiner tief ergreifenden [283] Rede zum Pfarrer der thüringischen Gemeinde Alperstedt bestellt. Seit diesem Jahre und bis zu seinem letzten Athemzuge hat er – zuerst in Alperstedt, dann lange Jahre in der Gemeinde Nieder-Zimmern, die ihn zum Pfarrer erwählte, endlich seit dem Jahre 1851 in Willerstedt bei Buttstädt – sein geistliches Amt unermüdlich verwaltet.

Ein allzeit treuer Anhänger des freisinnigsten Nationalismus, ein geistvoller Jünger des unvergeßlichen, von ihm hochverehrten Röhr, ein Priester echter, wahrer Humanität hat er durch mehr als einundfünfzig Jahre in seinem geistlichen Amte segensvoll gewirkt. Er war seiner Gemeinde und in ihr auch dem Aermsten ein wahrer Freund und Berather und, drei Mal verheirathet, seiner Familie ein liebevoller Vater. Wenn man den ganzen idyllischen Reiz eines patriarchalischen thüringischen Pfarreilebens genießen wollte, mußte man in dem jederzeit gastfreien Pfarrhause von Willerstedt einkehren. An schönen Frühlings- oder Sommerabenden, in Unterhaltung mit einem Freunde auf der Bank der Freitreppe, die zum Pfarrhaus hinaufführt, oder in der Rosenlaube des Gartens, im Kreise der Seinen, das schwarze Käppchen auf dem Haupt und die Pfeife mit dem meerschaumnen „Lutherkopf“, den ein kunstgeübter Verwandter in „der Ruhl“ ihm geschnitten und verehrt hatte, gemüthlich schmauchend, pflegte der gute Alte aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen und Erinnerungen die anziehendsten Mittheilungen zu machen und entwickelte die seltenen Gaben seines Geistes und Gemüths und seine große, freisinnige Lebens- und Weltanschauung in ebenso schlichter wie geistvoller Weise.

Und wenn er gar an die neue schöne Orgel seiner Kirche sich setzte und in gewaltigen Tönen eine eigene Phantasie über das Lutherlied erbrausen ließ, da begriff man das Erstaunen des katholischen Geistlichen von Banz, da begriff man auch, daß Cotta es gewesen, der schon als Jüngling mit langem, lockigem Haar die deutsche Volkshymne componirt hatte. Wohl wurde sie auch in seinem Dörfchen gesungen; er hörte sie oft genug und lächelte still vergnügt, wußten die Sänger doch nicht, wem sie die kräftige Melodie zu danken hatten. Erst durch die Gartenlaube ist seine Autorschaft bekannter geworden.

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