Johannes Cotta (Portrait)
Das Jahr 1858 brachte das Jubiläum der Universität Jena. Auch Cotta wanderte zur alten theuern Musenstadt und feierte das fröhlichste Wiedersehen mit so manchem seiner Jugendfreunde. Es war ihm dies einer der glänzendsten Lichtpunkte in seinem Greisenalter, ein zweiter das Burschenschaft-Jubiläum 1865 in Jena, welches ihm all’ die lieben Jugenderinnerungen wieder wach rief. Ein Jahr später, am 16. October 1806, kam sein eigenes Amtsjubiläum. Er mochte es nicht als rauschendes Fest, sondern mir im traulichen kreise der Seinen beim Schwiegersohn in Weimar begehen; als aber, nachdem der Vater, der Freund gefeiert war, dem deutschen Mann der burschenschaftliche Trinkspruch gebracht wurde:
Sind wir vereint zur guten Stunde,
Noch einmal stoßet fröhlich an.
Noch einmal kling’ es in die Runde:
Es lebe hoch der deutsche Mann!
Der Mann, der uns das Lied gegeben,
Das deutsche Lied voll Macht und Kraft,
Noch einmal soll er jubelnd leben,
Der Mann der deutschen Burschenschaft!
und in diesem Augenblicke, Allen unerwartet, ein Musikchor mit den Jubelklängen seines Vaterlandsliedes einfiel, wurde sein Auge von Thränen der Freude und Rührung feucht.
Und noch einmal sollte er, der immer noch lebensfrische Greis, im Geiste seiner Jugend und seines ganzen Lebens öffentlich hervortreten. Der October 1807 brachte jene „drei unvergeßlichen Octobertage“, die erst neulich ein Wartburgsjubilar in den Spalten dieses Blattes mit so wahren, frischen Farben geschildert. Cotta war es, der als Mitglied des Festcomités, als Alterspräsident an der Spitze des Ganzen stand. Er war es, der als Kneipwart den Vorcommers am Abend des 17. October im Erholungssaal zu Eisenach eröffnete und sich, bei fröhlichem Wiedersehen alter treuer Jugendfreunde, dem gemüthlichsten Verkehre hingab.
Er war es endlich, der am 18. October vom Treppenaltan des Landgrafenhauses auf der Wartburg jene herzige Begrüßungsrede hielt, welche die soeben in Jena erscheinende Erinnerungsschrift der Gebrüder Keil „die burschenschaftlichen Wartburgfeste von 1817 und 1867“ veröffentlicht.
Als er seine Thüringer Berge, sein heimathliches Ruhla dort hinter den grünen Höhen, die Stadt Eisenach, in welcher einst seine Ahnin Cotta den Knaben Luther gepflegt und in welcher er selbst seine Bildung gewonnen hatte, als er die alten treuen, nun ergrauten Universitätsfreunde, die blühende akademische Jugend, die zum ersten Mal hier oben wieder wehende burschenschaftliche Wartburgfahne begrüßte, ihrer Verfolgung und endlichen Wiedererstehung und Wiederentfaltung gedachte und die jungen Burschen mahnte, der Fahne und ihren deutschen Farben allezeit treu zu bleiben, – da flatterte die Fahne und zeigte stolz ihren goldenen Eichenzweig, ihre schwarz-roth-goldenen Farben, da klirrten die Schläger der Präsides an einander, da blieb im großen, weiten Kreise in tiefer Bewegung wohl kein Auge trocken. Noch erlebte der wackere Alte die Freude, daß die Feier am flammenden Holzstoß auf dem Watenberge, der historischen Stelle der einstigen Bücherverbrennung, mit seinem Liede schloß, und entzückt lauschte er darauf vom Fenster des Gasthofes zum Rautenkranz dem „Gaudeamus igitur“ auf dem mit bengalischen Flammen erleuchteten Markte.
Lied-Geschichte: Sind wir vereint zur guten Stunde
Volksmusik: Biographien
Schlagwort: Wartburg
Ort: Coburg, Eisenach, Italien, Ruhla
- Fischer, Dr. Bernhard (Author)
Siehe dazu auch:
- Friedrich Silcher (100 Jahre) ()
- Julius Otto: Das treue deutsche Herz (Allgemein)
- Wer war Ännchen von Tharau? ()