Steinitz IV: Was ist ein Volkslied?

Wolfgang Steinitz (in: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Band I, 1954, Seite XXV f)

Die Überschätzung des Traditionellen im Volksleben war – insbesondere bei Hans Naumann und seiner Schule – mit einer Unterschätzung und sogar der völligen Negierung des Schöpferischen im werktätigen Volk eng verbunden. John Meier, der anfangs, insbesondere in seiner Arbeit „Kunstlieder im Volksmunde“ (1905), diesem Fehler zu verfallen drohte, hat ihn später überwunden und nicht nur die „bedeutende und hoch zu wertende geistige Tätigkeit“ des Volksschaffens auch beim Umsingen der Volkslieder
gegen Hans Naumann hervorgehoben (Deutsche Forschung. Aus der Arbeit der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft. Heft 6. Deutsche Volkskunde, 1928, S. 24f.), sondern einen seiner letzten Aufsätze, in der Spamer-Festschrift des Instituts für deutsche Volkskunde). folgendermaßen begonnen:

„Während bei dem allgemeinen Volksliede es sich meist um im Volke selbst entstandene und aus seinem inneren Bedürfnisse geschaffene Lieder handelt, überwiegen bei dem geschichtlichen Liede außerhalb der Umwelt des Volkes absichtsvoll geschaffene Dichtungen, die auf Anregungen von Druckereien fliegender Blätter oder selbständig von literarisch Gebildeten geschaffen sind und erst später vom Volke aufgenommen, verbreitet, umgesungen und volkläufíg werden.“ (in: Beiträge zur sprachlichen Volksüberlieferung. Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Volkskunde Bd. 2, Berlin 1953, S. 13.)

Blättern: « zurück

Siehe dazu auch:

Volksmusik nach Themen

Jazz in Deutschland - Kriegserziehung im Kaiserreich - Kriegslieder - Lied und Erster Weltkrieg - Linktipps - Neuigkeiten - Volkslied-Forschung - Verschiedenes - Volksliedbücher - Volkslieder - Volksmusik Praxis -