Steinitz VIII: Zur Anlage des Werkes

Wolfgang Steinitz (in: Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Band I, 1954, Seite XXII f)

Zur Anlage des Werkes. Das vorliegende Werk umfaßt zwei Bände. Der erste Band enthält in vier Hauptgruppen die demokratischen Lieder der Bauern und derDorfarmut (I), der Handwerker und Handwerksgesellen (II.), der Arbeiter ,(III.) und der Soldaten (IV.). Der zweite Band enthält die Hauptgruppe V. „Lieder aus dem politischen Kampf des werktätigen Volkes gegen Unterdrückung und für Volksrechte von 1789 bis 1945“.

Die Einteilung der Lieder in die verschiedenen Haupt- und Untergruppen war in vielen Fällen nicht eindeutig vorzunehmen. So könnte „Das Blutgericht“ der schlesischen Weber von 1844, das hier die Hauptgruppe III. „Lieder der ausgebeuteten und kämpfenden Arbeiter“ eröffnet und an das sich zahlreiche Weberlieder anschließen, auch in die Hauptgruppe V. unter „Vormärz“ gestellt werden. Hier eine „Konsequenz“ zu erstreben, schien mir nicht notwendig zu sein; wenn nötig, werden an den entsprechenden Stellen Hinweise gegeben.

Wichtig schien mir vor allem, die Hauptgruppen des werktätigen Volkes – Arbeiter, Bauern, Handwerker und Soldaten – in ihren Liedern durch die Jahrhunderte hin gesondert hervortreten zu lassen, daneben aber auch das ganze werktätige Volk ergreiíende politische Ereignisse der neueren Zeit, insbesondere die Revolutionen und ihre Vorbereitungszeit, in ihrer Widerspiegelung im politischen Volkslied zusammenzufassen.

Die Reihenfolge der Lieder in den einzelnen Gruppen ist im großen ganzen chronologisch. In einigen Fällen ist hiervon abgewichen, um thematisch zusammengehörende oder einander nahestehende Lieder nicht auseinander zu reißen. Die bisher erschienenen Sammlungen und die Literatur über das deutsche Volkslied sind nach Möglichkeit herangezogen worden. Vollständigkeit der Nachweise war aber nicht bei allen Liedern beabsichtigt – insbesondere nicht bei den Balladen, deren Darstellung dem John Meierschen Werk „Deutsche Volkslieder mit ihren Melodien“, Berlin und Leipzig 1935 í. vorbehalten bleibt, sowie bei mehreren Liedern, die in ihrer Thematik nur zum Grenzgebiet der vorliegenden Sammlung gehören.

Aber auch sonst legten einer bibliographischen Vollständigkeit die noch immer nicht normalen Bibliotheksverhältnisse
Hindernisse in den Weg. Eine besonders bedauerliche Lücke liegt bei der Zeitschrift „Deutsches Volkslied“ vor, von der bis zum Abschluß des ersten Bandes mehrere Jahrgänge hier nicht erhältlich waren. Während meiner Arbeit im Deutschen Volksliedarchiv konnte ich nicht das gesamte Material, sondern im großen ganzen nur die schon in zwei Abschriften vorliegenden und in
Arbeitsmappen eingeordneten Nummern durchsehen.

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