Vorrede zu „Siebenbürgisch-Sächsische Volkslieder“

Friedrich-Wilhelm Schuster (in: Siebenbürgisch-Sächsische Volkslieder)

Ich darf indessen versichern , dass die Ansichten , welche jene Abhandlung enthält , nicht willkürliche Phantasien , noch vorgefasste Meinungen und über Nacht gekommene Gedanken sind , vielmehr in langjähriger Beschäftigung mit Volksdichtungen durch vielfaches Vergleichen und Erwägen sich allmählich gebildet haben , und in nicht wenig Stücken im Widerspruch stehen mit früher gehegtem , liebgewordenem Wahne . Manche meiner Behauptungen ist so wenig bloße Wahrscheinlichkeit , dass sie sich bei einer bis in ‚ s Kleinste gehenden Behandlung auch dem Unkundigsten anschaulich genug beweisen ließe . Wahre Kenner – , davon bin ich überzeugt – werden in den meisten Stücken mit mir über einstimmen . Die werden , auch ohne dass ich ‚ s hervor hebe , sehen , worauf es ankommt , und Hauptsachen von Nebendingen zu unterscheiden wissen . Ich kann mich z . B , über das Alter einzelner Stücke ( das doch größtenteils nur in Form der Hypothese angeführt ist ) geirrt , es überschätzt oder unterschätzt haben ; dadurch wird mein Raisonnement im Großen nicht umgestoßen .

Ob der Aufnahme so manches Bruchstücks und mancher oft nur scheinbaren Unbedeutendheit in die Sammlung werde ich ‚ wohl eher Dank als Tadel verdient haben ; wir sind nicht so reich an Ganzem um Bruchstücke verschmähen zu dürfen , die überdies oft gerade die schönsten und alt ehrwürdigsten Perlen enthielten . Vieles ist übrigens nur da , um ein möglichst vollständiges Bild unserer Volksdichtung zu liefern , die nun bis auf die dramatischen und mimischen Spiele , Tänze und Mummereien , welche eine eigene Bearbeitung erfordern , in den Händen des Publikums ist . Das Bedeutungslose konnte ich , wo es auch nur zur Erläuterung des Bedeutendern diente , nicht liegen lassen . Außerdem sind nur solche Bruchstücke aufgenommen , die wert schienen zu weiterer Nachforschung anzureizen . Was noch sonst zu ihrer Aufnahme bestimmte , ist in den Anmerkungen und Abhandlungen angedeutet .

Mit der Anordnung des Ganzen wird man , hoffe ich , zufrieden sein . Sie ist durchsichtig genug und geeignet sich selbst zu erklären .

Dass ich es verschmäht habe, Worterklärungen in die Anmerkungen aufzunehmen , wie es Joh . Karl Schuller bei seinen Ausgaben zu tun liebt , werden Manche vielleicht bedauern . Aber das endliche Erscheinen eines siebenbürgisch-sächsischen Idiotikons wird ja immer sicherer und in dessen Spalten gehören Worterklärungen . Über meine Lau zeichen im sächsischen Text ist das Notwendigste in der ersten Abhandlung gesagt , weitere Erläuterungen sind überflüssig . Fachmänner und wissenschaftlich Gebildete unter meinen Lesern werden die Grundsätze , nach welchen ich vorgehe , bald und leicht erfassen , und über die Bedeutung der von mir gebrauchten Zeichen kaum im Zweifel bleiben ; die Andern gehören wohl meistens zu meinen Stammgenossen , und diese werden ihr Idiom auch in meiner Orthographie nicht verkennen .

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