Vorrede zu „Siebenbürgisch-Sächsische Volkslieder“

Friedrich-Wilhelm Schuster (in: Siebenbürgisch-Sächsische Volkslieder)

Dass ich es übrigens selbst mitstrebenden Genossen und Freunden nicht in Allem recht gemacht haben werde , kann ich wohl voraussehen ; hätte ich doch auch in ihren Arbeiten hie und da Etwas anders gewünscht . Da weiß ich nun keinen andern Rat, als abzuwarten , bis entweder ich ihrer oder sie meiner Meinung geworden . Es liegt mir wie ihnen zu viel an der Wahrheit , als dass wir nicht überzeugenden Gründen gegenüber uns freudig von einem gehegten Wahne lossagen sollten . Manches möchte ich selbst schon jetzt ändern , namentlich in den Abhandlungen klarer und breiter ausführen , dass fast alle Gattungen unserer Volksdichtung als solche bis in die Karolingerzeit und oft noch viel weiter zurückreichen . Vielleicht kann ich mich einmal an anderm Orte mit ganzem Behagen in diesem Stoff auslegen .

Noch bedarf das reiche Druckfehlerverzeichnis einer Entschuldigung . Mein oder des Verlegers Sündenregister darin zu sehen , wäre unbillig . Die Ursachen waren fast unabwendbar und lagen in den leidigen Verhältnissen ; in der 200 Meilen weiten Entfernung zwischen dem Druckort und mir , der ich nur die letzte Korrektur besorgen konnte , in der Unbekanntschaft der Setzer mit dem siebenbürgisch-sächsischen Dialekt . Das ließ sich nicht ändern . Die Wahl des Druckortes war ‚ einmal vollzogen , und bot neben manchen von dem Verleger nicht vorausgesehenen Schwierigkeiten auch unleugbare Vorteile , die Unkunde der Setzer war nicht wegzuzaubern , und eine mehrmalige Correctur verbot die Rücksicht auf die großen Postauslagen und die Besorgniß vor allzulanger Verschleppung der Druckvollendung , die ohnehin lange genug auf sich hat warten lassen . :

Ich schließe den Geleitsbrief meines Buches , indem ich ihm den besten Empfang namentlich bei meinen Volksgenossen aller Stände wünsche – ich darf dies mit gutem Gewissen , da , was es enthält , nur zum geringsten Theil mein Werk ist . Auch dieser geringe Theil ist ja nur Beiwerk ; alles Übrige hab ich vom Volke genommen , und gebe es reinlich gesäubert und geordnet dem Volke wieder zurück .

Mühlbach , im Dezember 1864 .

Der Verfasser .

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