O ich weiß wol die allermeisten Iugendschriftenfabrikanten preßen und kneten ihre Maaren bei verschlossenen Thüren statt daß fröhliche Kindertätzchen lustig mitkneten und mitformen und belehren wie sie’s haben wollen Ah diese kleinen unverschämten Liebenswürdigen haben eine ganz eigene Logik und ein so streng abgeschlossenes Anschauungs und Denkreich daß Fräcke Brillen und Zöpfe und übrige Kathederapparate ihnen blos zu Puppenanzügen und Theaterspielen tauglich scheinen Es ist merkwürdig wie diese Thatsache so wenig beachtet wird Ich will wetten die Entsteher all dieser braven und erzogenen Bücher haben noch nie zwischen jungem wildem Volk mit den besten Hosen oder Röcken auf staubigem Boden gesehen sich den Bart zupfen die Taschen berauben auf sich herum klettern lassen die hocken alt und vornehm da und haben den Zauberkreis der Autorität um sich gezogen über den kein junges Teufelein zu springen wagt und sie denken dabei Wart nur tolles Volk bis mein Opus herauskommt das wird dich bilden und striegeln Ja wol klar versteht sich Das herrliche verständige bildende Buch so da auf dem Weihnachtstisch gleißt und sich brüstet wird freilich anfangs jubelnd durchgesehen die Bilder locken der Titel reizt alles zieht und in vierzehn Tagen läßt sich eine lehrreiche Geschichte darüber schreiben folgenden Anfanges Es war einmal ein Buch Lieber Leser und noch liebere Leserin ich stelle folgenden Satz auf Liesest du dieses Kinderbuch wie es gelesen werden muß nämlich mit Kindersinn s isch große Trost und Sege drin und jugendseliger Erinnerung so wirst du mir recht geben mühen wenn ich behaupte diese Sammlung ist ein Compendium der Kinderweltgeschichte Dies Kinderbuch umfaßt die Jugend von uns allen mit diesen Licdlein sind wir in Schlaf gesungen worden nach ihnen haben wir auf Vaters Knie geschaukelt sie haben wir im stillen Kämmerlein aufgesagt auf der Wiese haben wir nach ihnen getanzt und gebrütet an dm Sprechübungen unser Schnäbelein gewetzt und an den Riithselfragen das Kopfhäuslein erweitert Dies Buch war unser Eigenthum ehe wir buchstabiren konnten es war von Alters her bei allen Müttern und Kindern Ammen und den beßern Tauten es hat sich aufgebaut wie ein glitzriger Korallenbaum und baut sich fort die Jahrhunderte hinaus so lange sich noch kindliche Weisheit die Dinge des Himmels und der Erde und die Gedanken der eignen kleinen Brust fröhlich und sorglos an Wortschnüre reiht und lustig klingelnd damit herumhüpft O dies Buch hat keinen Anfang und kein Ende keinen Verfaßcr und keine Eigenthümer denn es nennt die Leute sein und allen auch gelben sinster Pedanten hat es ein Glöcklein angehängt an unlösbarem Fädchen Es wäre wol recht bildend für die Jugendschriftsteller die nur jugendschriftstellern und nicht auch geistig jung sind dies Buch auswendig zu lernen darüber zu forschen und zu brüten Tag und Nacht und sich an seinem klaren frischen Jungbrunnen rein zu waschen von den vielen Sünden die sie mit ihrem Zeug an der Kinderwelt begehen es war recht nett wenn sich alle die für die Jugend schreiben vornehmen würden nicht gescheidter sein zu wollen als dieses Buch Wir bekämen dann viel Schönes Darum laßt uns hineinsitzen in diese kühlen Büsche Fink und Lerchen und Grasmücken sollen uns singen die Fischlein sollen uns umfließen und wir wollen Weiden schneiden sie mit dem Meßer klopfen und in die weißen Sommerwolken hinaufbeten
Volksmusik: Volksliedbücher
Siehe dazu auch:
- Allgemeines Schweizer Liederbuch (Vorwort, 1828) ()
- Allgemeines Schweizer Liederbuch (Vorwort, 1833) ()
- Als der Großvater die Großmutter nahm (Auflage 1922) ()
- Die Bedeutung des Liedes für die Auswanderung (Auswandererlieder)
- Einleitung: Demokratische Volkslieder ()
- Geschichtliche Entwicklung der Heimathymnen ()
- Kinderlieder ()
- Ministerium stoppt Bundeswehr-Liederbuch ()
- Mitteilung über das niederdeutsche Volkslied „Burlala“ (=Peterlein) ()
- Neue Soldaten- und Marschlieder (1916) (Allgemein)
- Schlesische Volkslieder (1842): Vorwort ()
- Schlesische Volkslieder: Vorwort von Ernst Richter ()