Vorwort (Pflanzenerotik)
Hierhin gehören auch die der ganzen Menschheit eigentümlichen Frühlingsbegattungsfeste. Mann und Weib vollführen das Brautlager, die Begattung des männlichen und weiblichen Vegetationsdämons und übertragen ihre Fruchtbarkeit auf jene. Denn das ist offenbar der Nebensinn der Frühlingsbegattungsfeste wie des Brautlagers auf dem Ackerfelde. Im Frühling bringt die Natur eine neue Generation hervor, das wird im Mythos durch die Hochzeit des männlichen und weiblichen Vegetationsdämons in der Pflanzenwelt oder wohl auch durch die Hochzeit der Sonne als Erzeuger und der Erde als Jungfrau ausgedrückt. Das versinnbildlichen auch die Maispiele und die Umzüge des Maikönigs und der Maikönigin, des Maigrafs und der Maigräfin, die in alter Zeit tatsächliche Begattungsakte vollzogen. Das Brautlager auf dem Ackerfelde (Germanen, Slaven, Hellenen, Römer) entspricht ebenfalls dem Brautlager der Dämonen, das durch den menschlichen Akt besondere Kraft erfahren soll. Man vergleiche die uralten, weitverbreiteten Vergleiche des Weibes mit dem Fruchtfelde. Die Hellenen bezeichnen ganz gewöhnlich mit „Pflügen“ das Zeugen, die Ackerfurche bedeutet die weibliche Scham.
Im Demetermythus lernt! Triptolemos (oder Jason) die Erde beackern d. h. die Demeter (Mutter Erde), begatten. Lucrez, der Römer, gebraucht Vomer, die Pflugschar, für den Penis und Sulcus, die Ackerfurche, für die weibliche Scham; auch sagt er muliebria arva conterere.
Im Koran (Sure 2) heißt es: „Die Weiber sind eure Äcker, kommt in eure Äcker, wie ihr wollt“. Und Omer Haleby spricht in seinem EI Ktab (Buch der Liebesgeheimnisse): Die kräftige und gesunde Jungfrau ist jener fruchtbarer Acker, der euch hundertfach die Freuden und Trunkenheiten wiedergibt, deren Samen man ihm anvertraut“. In Indien sagt man, wenn die Braut das Haus des Bräutigams betrat: „Als Fruchtfeld kam hierher das Weib, als beseeltes. Saet in sie, Männer, euren Samen.“ (Atharvaved. XIV, 2). In den erotischen Liedern der Balkanslaven wird der Penis dar Pflugnagel, das Pflugeisen genannt. Auch in der deutschen Volksanschauung ist der Pflug das Symbol der männlichen Kraft und die Furche ist die Vulva. So wurden ehelose Mädchen gezwungen, den Pflug zu ziehen als Strafe für ihre Ehelosigkeit. Und noch heute wird das Bild „beackern“, „zu Acker fahren“ im Sinne von coire gebraucht (ähnlich Klara Hetzlerin II, Nr. 76: die Frau spricht zu dem Knechte: „Der Acker ungeschnitten liegt, Tracht´, daß er werde abgeschnitten“).
Volksmusik: Volkserotik und Pflanzenwelt
Schlagwort: Jungfrau • Schwestern
Ort: Aargau, Sachsen, Tirol, Wuppertal
Siehe dazu auch:
- Die Waldbäume (Einleitung) ()
- Kan schinnern Baam gibt´s wie an Vugelbärbaam (Mundart, Niederdeutsch und Dialekte)
- Obstbäume (Allgemein)