Der blutigste Hohn auf das „Friede auf Erden“, auf das hohe Lied der christlichen Nåchsten1iebe, zugleich aber auch ein neuer Ansporn für die Ausgesperrten, einer für alle zu stehen. Als dann eine Stunde später von gespensterhaft durch die Straßen huschenden „Eilboten“ das  Weihnachtslied der Ausgesperrten verteilt wurde, da ließ sich die durch den Polizeisäbel niedergehaltene Begeisterung nicht mehr bannen. Immer lauter und lauter tönte es in die Nacht hinaus, bis dicht an die Ohren der Gendarmen und Fabrikanten:

Heilige Nacht —· Heiß tobt die Schlacht.
Ob man uns rechtlos macht
Mächtig ein Ruf dringt von Lande zu Land
Freudig reicht jeder dem Bruder die Hand
Helfet der kämpfenden Schar

So begingen die Ausgesperrten in Crimmitschau ihre verbotene Weihnachtsfeier. Und im Hintergrund der einzelnen Lokale erstrahlten plötzlich, wie von unsichtbarer Hand hingestellt, herrlich geschmückte Tannen im schönsten Lichterglanze, Freiheitsbäume, deren Lichterglanz nicht einmal die Polizei auszulöschen wagte.

Diese Weihnachtsfeier hat den so heldenhaft kämpfenden Crimmitschauern neue Munition und frischen Kampfesmut gebracht. Sie haben sich von Neuem gelobt, einer für alle einzustehen und den ihnen auf gedrungenen Kampf durchzuführen bis zum endlichen Siege. Und die deutsche Arbeiterschaft wird bei diesem harten Ringen den Zehnstundenkämpfern auch weiterhin treu und kämpfend zur Seite stehen!

Brief an die Magdeburger Volksstimme, 27. Dezember 1903

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