Wir wollen mit Pfaff und Adel raufen
Musikalische Blasphemien aus sieben Jahrhunderten
Wer der erst Edelmann gewest ist (Hanns Sporer, 1493)
Nun wolt ich wissen also geren,
Wann die Edelleüt her kumen weren,
Sintemal das dy pösen vnd dir frumen,
Nit mer dann von Adam vnd Eua sind kumen.
Da Adam reütet vnd Eua span,
Wer was die zeit da ein Edelmann?
Die sozialrevolutionären Ideen des Mittelalters traten in religiöser Form auf. Der Spruch Als Adam grub und Eva spann ist in England 1381 belegt, in Deutschland seit der Zeit der sich immer weiter ausbreitenden Bauernunruhen, ebenso in den Niederlanden, Dänemark und Schweden
Der Bauernhimmel
Wenn wir werd’n in’n Himmel kommen
Hat die Plag ein End genommen.
Da ist kein Amtmann und kein Schinder
Kein Soldate und kein Sünder.
Dort gibt’s nicht Steuern noch Abgaben
Wir brauchen nur die Heilgen loben.
Für die reichen Pfaffenhände
Hat der Dezem auch ein Ende.
Und die bösen Kapläne
Fressen die verreckten Hähne.
Kirmes ist dort alle Tage
Keiner hat dort was zu sagen.
Ist das nicht ein hübsches Leben?
Wenns doch Gott bald wollte geben. Karl der Große machte den Zehnten erst gesetzlich, und bald dehnten ihn die Pfaffen auf alles mögliche aus. Sie verlangten nicht nur den Zehnten von den Feldfrüchten, Schafen, Ziegen, Kälbern, Hühnern und dem Erwerb, sondern sie wollten ihn sogar von Dingen erheben, die sich für Geistliche sehr schlecht schickten. Zu Brescia belehrte ein Pfarrer die Frauen im Beichtstuhl, daß sie ihm auch den Zehnten von – ehelichen Umarmungen entrichten müßten. (Corvin)
Die schwäbische Bauernklage (17. Jhd.)
Ach, ich bin wol ein armer Baur
Mein Leben wird mir mächtig saur
Ich mein, ich könn oft nimmermehr
Ach dass ich nie geboren wär.
Der Pfarrher weist uns zur Geduld
Und sagt, es sei der Sünden Schuld
Er sieht, dass er sein Zehnten hab
Das Wetter schlag auf oder ab. Die älteste Bauernklage, die vom 17. bis ins 19. Jhd. gelebt hat. In Schwaben hat sich der Text am vollständigsten und am längsten erhalten (Spruch beim Pfingstritt in der 2. Hälfte des 19. Jhds.). Die schwäbischen Bauern befanden sich unter ihren zahllosen kleineren und größeren Herrschaften unter besonders scharfer feudaler Ausbeutung, was sich auch in ihrer aktiven Teilnahme an der 1848er Bewegung zeigte. Aus dem gleichen Gebiet stammen auch die meisten der Auswandererlieder, die gleichfalls die Not der Kleinbauern wiederspiegeln. (Steinitz)
Die Schiffsleute vortragen den ganzen wahrhaftigen Grund / Er wollte plagen und martern die Bauern manchergestalt (1626)
Schlagwort: Bundschuh