Wir wollen mit Pfaff und Adel raufen
Musikalische Blasphemien aus sieben Jahrhunderten
Die nachts zu fremden Weibern gehn. 15. Jhd.: Ein Mönch hatte sich in eine hübsche Frau verliebt und versuchte es auf alle Weise, sie zu verführen. Es gelang ihm auch. Sie stellte sich sehr krank und verlangte nun den Mönch als Beichtvater. Dieser kam, blieb mit ihr der Sitte gemäß allein, um ihr die Beichte abzunehmen, und wurde erhört. Am andern Tag kam er wieder und legte, um es sich bequemer zu machen, seine Hosen auf das Bett der Frau. Dem Manne schien die Beichte etwas lange zu dauern; er wurde neugierig und trat unvermutet in das Zimmer. Der Mönch absolvierte so schnell als möglich und floh, aber – vergaß, seine Hosen mitzunehmen. Der racheschnaubende Ehemann stürzte damit auf die Gasse und zeigte diese Verräter seinen Nachbarn, entflammte sie zur Wut und brach mit ihnen ins Kloster ein. Ein alter Pater sagte ihm: er brauche wegen dieser Hosen nichts Übles zu denken, denn dieses wären die Beinkleider des heiligen Franziskus, welche Krankheiten wie die, woran seine Frau litte, gründlich heilten. Zu seiner Beruhigung wolle er die Hosen feierlich abholen. Alsbald zogen Mönche mit Kreuz und Fahne nach dem Hause des ehrlichen Dummkopfes, legten die heilige Reliquie auf ein seidenes Kissen, stellten sie zur Verehrung aus und reichten die heiligen Hosen des liederlichen Mönchs den Gläubigen zum Kusse herum. Dann trug man sie in feierlichem Bittgang nach dem Kloster zurück und legte sie hier zu den übrigen heiligen Reliquien. (Corvin)
Gregor VII. (1073-1085) ist der Urheber der erzwungenen Ehelosigkeit der Priester oder des Zölibats. Er hielt es für nötig, die Geistlichkeit von allen Banden zu trennen, durch welche sie mit der bürgerlichen Gesellschaft und mit dem Staate verbunden war; sie sollte kein anderes Interesse als das der Kirche haben und dieser mit Leib und Seele angehören. Da Familienbande die fesselndsten und einflußreichsten Bande von allen sind, so unternahm er es, um jeden Preis die Ehe bei Geistlichen auszurotten. Der alte Vizegott in Rom ist ihm Familie und Vaterland.
Der gewaltsam unterdrückte Geschlechtstrieb macht Tiere toll und Menschen zu Narren. Weder Tonsur noch Weihen vermögen es, den Geistlichen die menschlichen Schwächen, wie man dummerweise die Regungen des Naturtriebes häufig nennt, abzustreifen. Die Natur respektiert einen geweihten Pfaffenleib ebensowenig wie den irgendeines anderen tierischen Organismus und kämpft mit ihm um ihr Recht. Diese Kämpfe endeten bei gewissenhaften Geistlichen, denen es mit ihrem Keuschheitsgelübde ernst war, gar häufig mit Selbstmord oder Wahnsinn oder mit unnatürlicher Befriedigung des Geschlechtstriebes oder mit freiwilliger Verstümmelung.
Der schlechtere Teil der Geistlichen, die ich hauptsächlich mit Pfaffen meine, betrachtet dagegen die Ehe als eine Fessel, von der sie der gute Gregor befreit hat. Sie wissen sich, was die Befriedigung des Geschlechtstriebes anbetrifft, für die Ehe schadlos zu halten, indem sie nach Clemens VI. (1342-1352) Ausdruck wie eine Herde Stiere gegen die Kühe des Volkes wüten.
In England fand Gregors Gesetz bedeutenden Widerstand; aber einer der englischen Prälaten tröstete sich, indem er sagte: Man kann wohl den Priestern die Weiber, aber nicht den Weibern die Priester nehmen. Ratherius von Verona, der zu Anfang des 10. Jhds lebte, klagt: Oh! wie verworfen ist nicht die ganze Schar der Kopfgeschorenen, da unter ihnen keiner ist, der nicht ein Ehebrecher ist oder ein Sodomit. (Corvin)
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