Wir wollen mit Pfaff und Adel raufen

Musikalische Blasphemien aus sieben Jahrhunderten

Trotz aller Pfiffigkeit wurde Tetzel aber doch einmal angeführt. In Magdeburg kam ein Herr von Schenk zu ihm und bot ihm eine nicht unbedeutende Summe, wenn er ihn für eine große Sünde absolvieren wolle, die er noch zu begehen gedenke. Schmunzelnd strich der Pfaff das Geld ein und gab den verlangten Ablaßbrief. Als nun einige Tage darauf Tetzel von Magdeburg nach Braunschweig zog, beladen mit einigen tausend Gulden, überfiel ihn in einem Walde bei Helmstedt der Herr von Schenk und nahm ihm seine ganze Barschaft ab. Der Pfaff schrie Zetermordio und klagte über Gewalt; allein Schenk zeigte seinen Ablaßbrief vor und sagte: Entweder hat mein Verfahren nichts zu bedeuten, oder deine Ware ist Betrug. Schenk behielt das Geld, und Tetzel hatte das Nachsehen. (Corvin)
Papst und Sultan

Nachtwächterlied (Riesengebirge, 1798)

Ein Hundsfott muss der Deutsche sein,
Der jetzt mit den Franzosen nicht stimmet ein:
Der Teufel hol Adel und Pfaffen!

Freifrau von Droste-Vischering (Rudolf Löwenstein, 1844)

Freifrau von Droste Vischering
Zum heil’gen Rock nach Triere ging
Sie kroch auf allen Vieren
Dies tat sie sehr genieren
Sie wollt‘ gern ohne Krücken
Durch dieses Leben rücken.
Drauf gab der Rock in seinem Schrein
Mit einmal einen hellen Schein
Gleich fährt’s ihr in die Glieder
Sie kriegt das Laufen wieder
Getrost zog sie von hinnen
Die Krücken ließ sie drinnen.

Man fand von manchem Heiligen so viele Körperteile, daß man daraus sechs und mehr vollständige Skelette hätte machen können! Nach den Überresten vom Haar der Jungfrau Maria zu urteilen, ist es scheckig gewesen, denn man zeigt braune, blonde, schwarze und rote. Splitter vom Kreuz gab es so viel, daß man aus dem dazu verwendeten Holz hätte ein Kriegsschiff bauen können. Die Würfel, mit welchen die Soldaten um Jesu Rock spielten, fanden sich auch vor. Solcher ungenähter Röcke zeigte man eine ganze Menge. Alle diese heiligen Röcke haben eine wohlbezahlte päpstliche Bulle für sich, in denen ihre Echtheit bezeugt ist. Mit Erstaunen erlebten wir es, daß noch im Jahre 1844 eine Million Wallfahrer nach Trier zogen, um hier einen alten Kittel zu küssen. (Corvin)

Herr Bischof, die Binsgauer brauchen selber ihr Geld (1844)

Die Binsgauer wollten wallfahrten gehn
Den heiligen Rock möchten’s auch gern sehn
Nun freut euch, ihr Brüder: wer taub und wer stumm
Allhier wird er kuriert, und grad gemacht was krumm
Die Binsgauer wollten zum Dom gleich hinein
Sie konnten’s nicht erlangen – am Tor ein Riegelein
Da trat der Bischof selber heraußer vor die Tür:
Ihr Esel höret auf – Eintritt bezahlt man hier!
Herr Bischof, die Binsgauer brauchen selber schon ihr Geld,
Den Esel doch behaltet, ist besser zu euch gesellt!

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