Wir wollen mit Pfaff und Adel raufen
Musikalische Blasphemien aus sieben Jahrhunderten
Zwei Spottlieder auf den Wunderglauben und die Wallfahrten zum sog. Heiligen Rock Christi nach Trier. Rudolf Löwenstein war Redakteur der Satirezeitschrift „Kladderadatsch“. 1844 waren die Zeitungen voller Hohn und Spott; bei der Zurschaustellung Anfang der 1990er Jahre wurde kaum Kritik laut.
Eine gute Reliquie war ein wahrer Schatz. Das Kloster zu Macon besaß die Haut des heiligen Dorotheus, der geschunden wurde. Die stopften die Haut mit Baumwolle aus und stellten den Heiligen her, als ob er lebe. Sie gerieten aber aus übergroßer Verehrung auf ganz kuriose Spielereien und Abwege, so daß es die Äbtissin für ratsam hielt, die Reliquie den Jesuiten zu schenken. Diese entdeckten bald die Kostbarkeit und stifteten eine Brüderschaft zum heiligen Leder, wodurch sie sehr viel Geld verdienten. Nun ging den Nonnen plötzlich ein Licht auf! Sie klagten beim Papst, reklamierten von den Jesuiten ihr Heiligtum, und es wurde ihnen auch zugesprochen. Der Jubel der Nonnen war groß, aber, o Schreck! die maliziösen Jesuiten hatten den frommen Jungfrauen die ganze Freude verdorben, indem sie den lieben Heiligen verstümmelt hatten. Die indignierten Jungfrauen wandten sich abermals an den Papst mit der Bitte, daß er den Jesuiten befehlen möge, ihnen das Fehlende herauszugeben. Der Papst hielt jedoch diesen Mangel, besonders für ein Nonnenkloster, nicht für erheblich und sandte den Bittenden als Ersatz – zwei geweihte Muskatnüsse! (Corvin)
Die schlesischen Weber (Heinrich Heine, 1844)
Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten.
Wir haben vergebens gehofft und geharrt,
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt.
Heines Kommentar zum schlesischen Weberaufstand 1844. Ursache war Not und Elend, unmittelbarer Auslöser das Lied „Das Blutgericht zu Peterswaldau“: Hier im Ort ist ein Gericht, viel schlimmer als die Fehme …
Heckerlied (1848)
Hunderttausend Jahre währt die Knechtschaft schon,
Nieder mit den Hunden von der Reaktion
Fürstenblut muss fließen knüppelhageldick
Es lebe hoch die freie, die deutsche Republik!
Reisst die Konkubine aus des Fürsten Bett!
Schmiert die Guillotine mit der Pfaffen Fett!
An den Darm der Pfaffen hängt den Edelmann
Lasst ihn dran erschlaffen, bis er nimmer kann.
Friedrich Hecker (1811-81) war einer der populärsten Agitatoren der Badischen Revolution von 1848. Grundlage war das Lied von den Frankfurter Studenten: Wenn die Fürsten fragen: was macht Absalon? Könnt ihr ihnen sagen, er hänget draußen schon. Er hängt an keinem Galgen, er hängt an keinem Strick, er hängt am festen Glauben der freien Republik.
Schlagwort: Bundschuh