Zur Volkskunde der Großstadt
Über Herbergssprüche im NS-Staat
O. A. Erich (Potsdam) (in: Geistige Arbeit, Bände 6 – 7, Nr. 10. 20. Mai 1940)
Einer schreibt als besondere Dankesbezeugung:
Der trefflichen Herbergsmutter ein kräftiges BARRABAU
Das Lob der Herberge und des Essens bekunden die Worte: „Dank für den Götterfraß oder die kolossale Verpflegung!“. Gelegentlich allerdings auch
„Und wenn sich Tisch und Bänke biegen
Wir werden den Fraß schon runterkriegen
Vier Burschen, die sich im Bilde verewigen, sagen: „Der Mensch ist gut, solange niemand seinen Futternapf anrührt. Dies meinen wir vier Meenzer! Doch halt – noch die Schrippen und den Kaffee – Und dann Herbergsmutter: Schön Dank und Ade!
Die Wanderer besingen des weiteren das Wandern selbst und den Ort wo sie einkehrten:
Potsdam ist ein schönes Städtchen
wo Schönes sich mit Gutem paart
Alte Schlösser, schöne Mädchen
jedes schön nach seiner Art
Heute nun verlaß ick dir
und die schönen Mädchen bleiben hier!
Was heißt Wandern fragt einer:
Wandern heißt, ein sehr schönes Buch lesen, Es aber mit den Füßen blättern
Den Kilometerfressern setzt ein sich selbst konterfeiender Regensburger das finnische Sprichwort ins Stammbuch:
Gott hat uns die Zeit gegeben
von Eile hat er nichts gesagt
Das zweite Fähnlein aus Treuenbrietzen stimmt in das Lied ein:
Ob Regen, Schnee, ob Sonnenschein
wir rufen laut Juchhe
Wir wandern in die weite Welt
Als Herren der Chaussee
Ein paar Weitgewanderte dichten:
In Östreich war das Brot so hart
In der Schweiz die Berge so hoch
Über Jütland blies der Wind so kalt
In Norge die Natur wohl schön
doch ach der Brotkorb hing so hoch
In Lappland war n der Mücken viel
Das Land so kahl so leer
in Finnland die Sprache so komisch
Das Land sumpfig und ach so moorig
Der Regen uns aus Schweden trieb
Und hier im Haus siehts traurig aus
drum gehn wir morgen wieder raus
Derartiges Meckern ist selten, viel häufiger ist der lustige Ton
Wir waren sehr vergnügt
Und hoffen das genügt
45 Studenten und
Studentinnen aus Braunschweig
oder
Dem greisen Totenkopf
Könnt ich den Scheitel küssen
der die Sommerferien gemacht hat
Ein chemnitzer Pennäler
Oder schwer begeistert
In Potsdam waren wir hurrah
Und Hermann Göring war auch da
Die Hanna hat er angelacht
Volksmusik: Volkslied-Forschung - Verschiedenes
Siehe dazu auch:
- Aus dem Tagebuch des Varnhagen von Ense (1844) (Politische Lieder)
- Ausländer Menschen niederen Grades? ()
- Bedeutung des Spiels ()
- Betrifft „Hamburger Swing-Kreise“ (Edelweißpiraten)
- Das alte Volkslied von der Besiegung der Seeräuber Störtebeker und Gödeke Michael ()
- Das Attentat des Bürgermeisters Tschech vom 26. Juli 1844 ()
- Das Bebersche Lied von 1848 (Allgemein)
- Das Lied vom treuen Robert Blum 1849 ()
- Das Ottolied ()
- Denkst du daran mein tapferer Lagienka (Hintergrund) ()
- Der alte Gewerkschafter Xaver – Anekdote (Weberlieder)
- Der Auszug nach Weiler (1848) ()