Liedergeschichte: In Böhmen liegt ein Städtchen
In Lippe liegt ein Städtchen (1918)
Im Ruhrgebiet da liegt ein Städtchen (1920)
Variante: Beim letzten Abschiednehmen, beim letzten Scheideblick, ja Scheideblick Da riefen alle Eschener Mädchen, wann kehrte ihr zurück Im Jahre neunzehnhundertzwanzig grub man ein Massengrab da senkte man die Rotgardisten zu hunderten hinab es bliesen drei Hornisten den allerschönsten Ton, ja schönsten Ton sie war’n...
In Böhmen liegt ein Städtchen (1931 , Tirol) (1931)
Schuhmacher, Soldatenlied, S. 215, sagt zu dem Weltkriegslied: „In Böhmen (Bayern, Lothringen usw.) liegt ein Städtchen“ oder „Im Jahre 1914, da brach der Weltkrieg aus“: „Sehr weit verbreitet, in letzterer Form besonders unter Hessen (Inf.-Regt. 115-118) viel gesungen.“ Dort auch Quellen- und Literaturhinweise. Vgl. noch Schwagmeyer, Kamerad, Nr. 166. – Ströter und Seifert: s. D. – *Künzig, Bad. Soldaten, S. 158 (Lit.). – DVA A 72 042 (Bei Berlin da . . .). – ALA, Günther Dobrski, Freiberg.
Während in den drei oben angeführten Fassungen diesem 1914~1918 beliebten Soldatenlied das Hungerthema hinzugefügt wurde, geht D noch weiter – bis zur Revolutionslosung. Es ist eine interessante Übergangsform von den oppositionellen Liedern des Weltkriegs zu den Liedern der Revolution. Verständlich, daß die revolutionären Arbeiter später dieses ihnen lıeb gewordene Lıed aufnahmen und zum revolutionären Arbeiterlied auf ihre gefallenen Kameraden umformten, s. Nr. 284. „Im Ruhrgebiet …“
Die Hungerstrophe ist in A, C und D als Str. 4 an den alten Text angehängt, in B an den Anfang gestellt. Der „alte Text“ des Liedes ist in diesen (und in den meisten aus dem Weltkrieg stammenden) Fassungen dreistrophig – das Endergebnis der Entwicklung
dieses Soldatenliedes aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinem ursprünglich dreimal so langen Text. Eine knappere Darstellung (Garnison _ Ausbruch des Weltkrieges und Abschied von den Mädchen – Massengrab, die letzten 3 vom Bataillon) ist nicht mehr möglich: „Im Elsaß liegt ein Städtchen„
