Märchen vom Machandelboom (Mahandel Bohm)

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Damit liess der Vogel die goldene Kette fallen, und sie fiel dem Mann gerade um den Hals, so richtig herum, dass sie ihm ganz wunderschön passte. Da ging er herein und sagte: „Sieh, was ist das für ein schöner Vogel, hat mir eine so schöne goldene Kette geschenkt und sieht so schön aus.“ Der Frau aber war so angst, dass sie lang in die Stube hinfiel und ihr die Mütze vom Kopf fiel.

Da sang der Vogel wieder: „Mein Mutter die mich schlacht“ – „Ach, dass ich tausend Klafter unter der Erde wäre, dass ich das nicht zu hören brauchte!“ – „Mein Vater der mich ass“ – Da fiel die Frau wie tot nieder. „Mein Schwester die Marlenichen“ – „Ach,“ sagte Marlenchen, „ich will doch auch hinausgehen und sehn, ob mir der Vogel etwas schenkt?“ Da ging sie hinaus. „Sucht alle meine Benichen, bindt sie in ein seiden Tuch“ – Da warf er ihr die Schuhe herunter. „Legt’s unter den Machandelbaum. Kiwitt, kiwitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!“

Da war ihr so leicht und fröhlich. Sie zog sich die neuen roten Schuhe an und tanzte und sprang herein. „Ach,“ sagte sie, „mir war so traurig, als ich hinausging, und nun ist mir so leicht. Das ist mal ein herrlicher Vogel, hat mir ein Paar rote Schuhe geschenkt!“ –

„Nein,“ sagte die Frau und sprang auf, und die Haare standen ihr zu Berg wie Feuerflammen, „mir ist, als sollte die Welt untergehen; ich will auch hinaus, damit mir leichter wird.“ Und als sie aus der Tür kam, bratsch! Warf ihr der Vogel den Mühlstein auf den Kopf, dass sie ganz zerquetscht wurde. Der Vater und Marlenchen hörten das und gingen hinaus. Da ging ein Dampf und Flammen und Feuer aus von der Stätte, und als das vorbei war, da stand der kleine Bruder da, und er nahm seinen Vater und Marlenchen bei der Hand und waren alle drei so recht vergnügt und gingen ins Haus, setzten sich an den Tisch und aßen.

Anmerkung: Von dem Machandelboom (Vom Wacholderbaum) ist ein deutsches Märchen (ATU 720). Es steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 47 (KHM 47) auf Plattdeutsch. Das Märchen geht auf den Maler Philipp Otto Runge zurück und wurde erstmals in Achim von Arnims Zeitung für Einsiedler veröffentlicht. Ludwig Bechstein übernahm es in sein Deutsches Märchenbuch 1845 als Nr. 64 Vom Knäblein, vom Mägdlein und der bösen Stiefmutter, 1853 als Nr. 66 Der Wacholderbaum.

Liederzeit: vor 1808 :

CDs und Bücher mit Märchen vom Machandelboom (Mahandel Bohm):